Der Corona-Shutdown hat viele Gebäudebetreiber plötzlich, unerwartet und sehr hart getroffen. Schließlich gab es keinen Präzedenzfall für eine Pandemie in jüngerer Zeit. Nun fährt die Wirtschaft wieder hoch – aber erneute Lockdowns sind keineswegs ausgeschlossen. Daher gilt es, mit überlegter Planung Stillstandsschäden zu vermeiden – und genauso überlegt wieder hochzufahren. Hierbei sind individuelle Konzepte gefragt.
… dann ist es, dass in Corona-Zeiten alles permanent im Fluss ist. Während die ersten Lockerungen nun umgesetzt werden, werfen die Verantwortlichen bange Blicke auf die Reproduktionszahl von SARS CoV-2. „Wir bewegen uns auf dünnem Eis1“, „ein zerbrechlicher Zwischenerfolg2“, so beschrieb die Bundeskanzlerin die Lage. Auch wenn die die Länderchefs mit Lockerungen vorpreschen: Mangels genauer Daten wird man wohl noch geraume Zeit auf Sicht regieren.
Da geht es den Gebäudebetreibern nicht anders: Einen allgemeinen Fahrplan für das Herunter- und wieder Hochfahren von Gewerbeflächen gibt es nicht. Ein wirksames Konzept muss für jede Branche, jeden Betrieb individuell ausgearbeitet und immer wieder angepasst werden. Dabei gibt es einige Grundsätze, die für viele, aber längst nicht für alle Gebäude gelten.
… dann reicht es nicht, wenn der letzte einfach den Hauptschalter ausmacht. So besteht zum Beispiel die Verkehrssicherungspflicht weiter, ebenso müssen Alarm-, Brandmelde- und Sprinklersysteme weiter in Betrieb bleiben. Regelmäßige Kontrollgänge im gesamten Gebäude sind nun umso wichtiger, weil Schäden oder Funktionsstörungen nicht mehr durch die Nutzer gemeldet werden. Auch die Außenbereiche darf man nicht vernachlässigen. Verschmutzte Zugänge und verwilderte Grünanlagen signalisieren nämlich für Einbrecher, „Graffiti-Künstler“ oder andere ungebetene „Gäste“, dass sie hier leichtes Spiel haben.
Zusätzliche Desinfektionsmaßnahmen bei längerem Gebäudeleerstand sind allerdings überflüssig, nach heutigem Wissensstand. Eine Meta-Studie der Universitäten Greifswald und Bochum ergab zwar, dass humane Coronaviren bis zu neun Tage auf Kunststoff- oder Metalloberflächen nachzuweisen sind3 – aber auch nicht länger. Vermehren können sich die Erreger ohne Wirtszellen nicht. Sie bilden auch keine Sporen, so dass man bereits nach einem zweiwöchigen Shutdown keine Infektionen mehr zu fürchten braucht. Vermeiden sollte man allerdings den Neueintrag von Viren.
Anders verhält es sich allerdings mit Bakterien, zum Beispiel Legionellen, die sich bei zu niedrigen Temperaturen in Warmwassersystemen sehr wohl vermehren und dann zur Gefahr werden können. Hier gilt es die Hygienevorschriften einzuhalten.
… dann kann aber auch plötzlich sehr viel Betrieb herrschen. Es ist zwar für 2020 eine deutliche Rezession zu erwarten. Gemäß einer Vergleichsrechnung von IW Consult im Auftrag der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) fiel der Rückgang der Wirtschaftsleistung in Deutschland mit Kurzarbeit allerdings um rund 45 Prozent geringer aus als in einem Szenario ohne4. Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) prognostiziert gar durch Aufholeffekte für 2021 ein Wachstum zwischen 7,2 und 10,9 Prozent.5 Vieles spricht also für einen V-förmigen Krisenverlauf.
Virologen und Wirtschaftsweise liefern uns Daten. Wie wir sie allerdings beim Wiederhochfahren interpretieren, das ist letztlich eine unternehmerische Entscheidung: Konsequent durchstarten und vertretbare Risiken eingehen, oder behutsam vortasten und in jedem Fall auf der sicheren Seite bleiben? Beide Standpunkte haben ihre Berechtigung, beide Standpunkte finden wir bei unseren Kunden wieder. Daher gilt es, in enger Zusammenarbeit mit den Entscheidungsträgern Chancen und Risiken neu zu bewerten und daraus ein individuelles Konzept zu erarbeiten. Dabei gibt es – wie schon erwähnt – keine Lösungen von der Stange.
Denn es ergeben sich beim sicheren Wiederhochfahren ganz neue Schnittstellen zum Facility-Management, zum Beispiel wenn sich Arbeits- und Belegungszeiten durch einen erzwungenen Corona-Schichtbetrieb ändern – oder einfach nur die Essenszeiten in der Kantine der neuen Maximalbelegung angepasst werden müssen. Infektionsschutz reicht nicht selten sogar tief in die Prozesskette der betroffenen Firma hinein: Da müssen Arbeitsplätze umgestaltet oder verlagert, Produktionsschritte gekapselt oder Transport- oder Kommunikationsmittel abgesichert werden.
So schwer es in der momentanen Situation auch fällt: Es lohnt sich, zu investieren. Ohnehin notwendige Reinigungs- und Wartungsarbeiten als eine Maßnahme lassen sich während des Shutdowns weitaus einfacher, schneller und preiswerter ausführen als im laufenden Betrieb. Gleiches gilt für Modernisierungen oder eine energetische Sanierung. Wer solche Arbeiten nun vorzieht, kann in einer neuen Boom-Phase die Kapazitäten schnell wieder hochfahren und dann unterbrechungsfrei produzieren.
Es stehen also schwierige Entscheidungen und völlig neue Herausforderungen an – bei denen wir unsere Kunden noch intensiver kennenlernen und noch individueller beraten. Dabei bringen wir unsere langjährige Erfahrung im Facility Management ebenso mit ein wie die neuesten Erkenntnisse der Infektionsresilienz – und natürlich unsere Best Practice aus bereits umgesetzten Projekten.
Wir sind vorbereitet – auch für bessere Zeiten.
Text: Eva-Maria Beck, Illustration: Thomas Hardtmann
Quellen: 1 Börsenblatt; 2 Spiegel Online; 3 The Journal of Hospital Infection; 4 Manager Magazin; 5 Die Zeit