Inwieweit Covid-19 durch die Luft übertragen wird, ist noch nicht ausreichend erforscht. Dennoch sollte man auch im Bereich Klima und Lüftung alles tun, um die Virenlast so gering wie nur möglich zu halten. Zuverlässige Wartung, nachhaltiger Service und die richtige Einstellung lüftungstechnischer Anlagen sind Voraussetzungen für einen infektionssicheren Betrieb.
… dann nimmt so mancher den Zustrom frischer Luft zurzeit eher als Bedrohung war: Werden mit der Zuluft Viren angesaugt? Verteilen sie sich über das Lüftungssystem? Ist die Klimaanlage vielleicht sogar eine Viren-Brutstätte?
Zumindest letztere Befürchtung ist unbegründet: Viren haben im Gegensatz zu Bakterien keinen eigenen Stoffwechsel. Sie können sich ohne lebende Wirtszellen nicht vermehren. Daher kann eine Klimaanlage nicht selbst zur Kontaminationsquelle für Viren werden.
Anders verhält es sich beim Virentransport über Klima- und Lüftungssysteme: Neuere Untersuchungen zeigen, dass durch die normale Ausatmung infizierter Personen Aerosoltröpfchen in die Luft gelangen können, die kleiner als fünf Mikrometer sind und daher bis zu drei Stunden in der Luft schweben können.1 Da der Nachweis allein durch das Auffinden der Erbinformation des Virus erfolgen kann, ist allerdings nicht sicher, ob der in der Luft schwebende Virus noch infektiös ist. Dennoch empfiehlt es sich, die vorhandenen technischen Möglichkeiten zu nutzen, um einer potenziellen Virusausbreitung entgegenzuwirken.
Hier spielen die Ansaugfilter eine wichtige Rolle. Gemäß der Eurovent-Richtlinie 4/23 sollten die Filter, wenn technisch möglich, hinsichtlich einer schlechten Außenluftqualität (ODA 3) ausgelegt werden. Was technisch möglich ist, muss eine kompetente Wartungsfirma entscheiden. Es wäre nämlich zum Beispiel keine gute Idee, einfach Schwebstofffilter der Filterklasse H13 nach EN 1822 einzubauen, wie sie in Hygienebereichen eingesetzt werden. So sind mindestens Schwebstofffilter ab der Filterklasse H13 notwendig, um bei Kontaminationen in der Größe des SARS-CoV-2 (80 - 160nm) eine effiziente Abscheidung von 99,95 Prozent zu gewährleisten. Die meisten Klima- und Lüftungsanlagen sind dafür nicht ausgelegt und würden auf den erhöhten Ansaugwiderstand mit Leckagen oder Druckdifferenzen reagieren, die in manchen Bereichen eher für schlechtere als für bessere Luft sorgen.
Wer die Wartungsbestimmungen einhält, braucht sich aber auch in Zeiten von Corona keine Sorgen zu machen. Die bisher gängigen Reinigungen und Inspektionen nach VDI 6022 garantieren einen sicheren Betrieb. Auch die Errichtung und der Nachweis der Hygiene-Erstinspektion müssten nach VDI 6022 erfolgen. Zusätzliche Reinigungszyklen oder verkürzte Filterwechselintervalle sind nicht erforderlich, da sich das Virus, wie eingangs erwähnt, nicht auf Oberflächen oder in Filtern vermehren kann. Wichtig ist natürlich, dass die Inspektionen von geschulten Fachkräften vorgenommen wurden. Hier lohnt es sich, einmal genauer nachzuforschen, ob dies auch geschehen ist. Seriöse Firmen liefern umfangreiche Wartungs- und Prüfprotokolle, mit denen sich die Arbeit nachvollziehen lässt. Wohl dem, der hier den richtigen Servicepartner hat.
… dann kann man mit den richtigen Parametern durchaus das Sicherheitsniveau erhöhen. So sollte die Luftfeuchtigkeit im Komfortbereich gehalten werden, da sehr trockene Luft die Anfälligkeit der Schleimhäute vergrößert und die Virenlebensdauer erhöht. Dies gilt aber nur für sehr trockene Heizungsluft bei 10 – 20 Prozent relativer Feuchte – ein Wert, der in unseren Breiten nur sehr selten erreicht wird.
Interessanter ist da schon der Luftdurchsatz: Je höher er ist, desto besser werden eventuell im Gebäude vorhandene Viren nach draußen befördert und desto geringer ist auch die Gefahr, dass eine infektiöse Konzentration erreicht wird. Daher sollte man die Anlage auf erhöhten Durchsatz einstellen und auch die Lüftungszeiten vor und nach dem Geschäftsbetrieb verlängern. Arbeiten viele im Home-Office, gilt es die entstandenen Lücken nutzen, um die Belegschaft mit möglichst großem Abstand im Gebäude zu verteilen.
Wichtig: Anlagen, die im reinen Umluftbetrieb arbeiten, sollten wenn möglich abgeschaltet werden.
Auch bei der Absauglüftung im Sanitärbereich kann man ansetzen: Sie sollte im Dauerbetrieb laufen. Dadurch entsteht ein permanenter Unterdruck, der das Austreten kontaminierter Luft verhindert. Dies ist von Bedeutung, da SARS-CoV-2 in den Ausscheidungen Infizierter nachgewiesen ist.
In puncto Covid-19-Infektion durch Klimaanlagen kann man insgesamt Entwarnung geben: Gut gewartet, sind sie sicher und können bei richtiger Einstellung sogar dazu beitragen, das Übertragungsrisiko zu senken. Voraussetzung ist aber ein kompetenter Servicepartner. Denn eines ist klar: Eine vernachlässigte Klimaanlage ist immer ein Infektionsrisiko.
Auch ohne Covid-19.
[1] Quelle: New England Journal of Medicine
Text: Eva-Maria Beck, Illustration: Thomas Hardtmann