Andreas Blassy,
01.02.2022
Energie

„Wir müssen dreimal besser werden …“

… forderte Robert Habeck anlässlich der Bestandsaufnahme in Sachen Klimaschutz. Denn diese fällt – nicht ganz unerwartet – höchst bescheiden aus. Deutschland wieder auf den Klimapfad zu bringen, das sei „eine gigantische Aufgabe“. Gegensteuern will der neue Energie- und Wirtschaftsminister mit einem Sofortprogramm, das sich – ebenfalls nicht ganz unerwartet – auf den Ausbau erneuerbarer Energien konzentriert. Aber beim Energiesparen gibt es noch viel mehr Luft nach oben, gerade im Gebäudesektor.

Ohne Gegensteuern …

… werde Deutschland seine Klimaziele für 2030 deutlich verfehlen, prognostizierte Robert Habeck bei der Vorstellung der aktuellen Klimaschutz-Bilanz in Deutschland. Statt einer geplanten CO2-Reduktion von 65 Prozent werde es nur zu 50 Prozent weniger Kohlendioxid-Emission reichen. 1

Das Ruder herumreißen will der Grünen-Politiker in einem „Osterpaket“ vor allem bei Windenergie und Wasserstoffwirtschaft. So ist wohl zu erwarten, dass hemmende Regelungen zu Mindestabständen bei Windrädern fallen werden, aber auch der Artenschutz zugunsten eines „überragenden öffentlichen Interesses“ in den Hintergrund treten soll. Schneller vorangehen soll es zudem bei der Sonnenenergie. So ist eine Solardachpflicht im Gespräch, bei der sich ein Konsens, zumindest bei Gewerbebauten, klar abzeichnet. Außerdem soll von 2025 an jede neue Heizung zu mindestens 65 Prozent mit erneuerbaren Energien betrieben werden.

Mit gegensteuern …

… will die Deutsche Unternehmensinitiative Energieeffizienz (DENEFF). „Ein Sofortprogramm wird hier nicht ausreichen“, bemängelt Henning Ellermann, Mitglied der DENEFF-Geschäftsleitung. In einem Policy Brief stellt die DENEFF Maßnahmen vor, mit deren Hilfe im Jahr 2030 zusätzlich mehr als 20 Millionen Tonnen CO2 vermieden werden können.

Im Focus steht dabei vor allem die Energieeinsparung – und gerade hier sieht die Unternehmervereinigung noch jede Menge Potenzial. Das gilt vor allem für ineffiziente Bestandsgebäude. Diese Ansicht teilt auch Christian Kühn, Sprecher für Bau- und Wohnungspolitik der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen. „Um die Klimaziele zu erreichen, brauchen wir Anforderungen für den Gebäudebestand. In der nächsten Legislaturperiode müssen Mindeststandards für Bestandsgebäude beschlossen werden“, betont Kühn.

Bei der energetischen Sanierung geht aber es nicht nur um neue Fenster und bessere Dämmung. Nicht zuletzt eine moderne Gebäudeautomation mit zentralisiertem Datenmanagement hilft, die immer kostbarer werdende Energie besser und sparsamer einzusetzen. So sieht denn auch Prof Dr. Martin Neumann, energiepolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, die Digitalisierung als „wichtigen Baustein, wenn es darum geht, die Energieeinsparpotenziale im Gebäudebereich auch in der Praxis zu realisieren.“

Die bestehenden Förderangebote sieht die DENEFF als „zentrale Säule der Gebäudepolitik“, die verstetigt und ausgebaut werden müssten. Und hier gibt es sogar Zustimmung von der Opposition: Karsten Möring, MdB (CDU), Mitglied im Ausschuss für Bau, Wohnen, Stadtentwicklung und Kommunen sowie für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit, fordert: „Um die energetische Modernisierung voranzubringen, müssen wir weiterhin für ausreichend attraktive und verlässliche Förderangebote sorgen.“  2

Ohne neue Steuern …

… möchte der Koalitionspartner FDP die Energiewende stemmen. Und so hat der neue Finanzminister bereits Kredite in Höhe von 60 Milliarden Euro aus dem Corona-Nachtragshaushalt umgeschichtet. 3 Mit den Schulden auf Vorrat sollen klimafreundliche Maßnahmen finanziert werden. Die nicht ganz unumstrittene Finanzrochade ist in jedem Fall ein lohnendes Investment. Denn Studien prognostizieren bei gebäudeorientierten Energieeinsparmaßnahmen einen BIP-Effekt von mehr als 38 Milliarden Euro für 2030.

Wir von Caverion, als aktives DENEFF-Mitglied, unterstützen die angepeilten Maßnahmen in jeder Hinsicht: durch umfassende Beratung, Analyse sowie Umsetzung mit neuen und bewährten Technologien.

Quellen: 1 Zeit.de, 2 DENEFF (alle Statements), 3 Spiegel Online

Über den Autor

Andreas Blassy
Andreas Blassy Leiter Digital- & Energie Services

Text: Eva-Maria Beck, Illustrationen: Thomas Hardtmann