Ob in der Süddeutschen Zeitung, dem Fachblatt Energie & Management oder in der Immobilien Zeitung: Das Thema Wärmewende in Verbindung mit tiefer Geothermie als Energiequelle erhielt jüngst viel Aufmerksamkeit in der Presse. Denn Fernwärme spielt eine wichtige Rolle bei der Umstellung der Wärmeversorgung auf erneuerbare Energien. Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger spricht von „einem Schlüssel für die Wärmewende“8. Es reicht dabei nicht, alleine auf nachhaltige Quellen wie Geothermie zu setzen, mindestens genauso wichtig ist die eingesetzte Technik, um Wärmeverluste zu vermeiden.
Ein Gastbeitrag von Christian Maier, Geschäftsführer Energie-Wende-Garching GmbH & Co KG
Ungefähr die Hälfte des Endenergieverbrauchs in Deutschland entfällt auf die Wärmeversorgung, wie Raumwärme, Prozesswärme und Warmwasser. Wiederum die Hälfte der dafür benötigten Energie wird aus fossilen Energieträgern gewonnen, mehrheitlich aus Erdgas3. Die Klimaziele im Gebäudesektor können nur dann erreicht werden, wenn die Wärmeversorgung umgestaltet wird.
Fernwärme kommt hier eine Schlüsselrolle zu: Im Jahr 2021 betrug der Anteil erneuerbarer Energien an der Fernwärmeerzeugung 17,5 Prozent1. Ziel der Bundesregierung ist es, den Anteil bis 2030 auf 50 Prozent zu steigern2. Das Bundesland Bayern geht noch weiter: Ein Ziel des Masterplans Geothermie ist, bis 2050 ein Viertel des Wärmebedarfs durch Geothermie zu decken7.
Diese ist rund um die Uhr verfügbar, unabhängig von der geopolitischen Lage sowie vom Wetter und versorgt angeschlossene Liegenschaften zuverlässig und unterbrechungsfrei. Für die Region ist grüne Wärme ein Standortvorteil bei der Ansiedlung von Unternehmen.
Das hat auch die Politik erkannt. Die Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW) stellt bis 2026 rund 3 Milliarden Euro für die erneuerbare Wärmeerzeugung etwa aus Geothermie, Solarthermie und dem Einsatz von Großwärmepumpen sowie weitere Wärmenetzinfrastruktur zur Verfügung4.
Doch der Ausbau ist an eine wichtige Komponente gebunden: die Steigerung der Energieeffizienz durch innovative Technik. Auch die Energie-Wende-Garching suchte nach Lösungen, um Energieverluste im Versorgungsnetz zu reduzieren.
Was war die Ausgangssituation? Die Energie-Wende-Garching stellt heißes Thermalwasser bereit, dem vor Ort beim Kunden die Wärme entzogen wird. Anschließend wird das Wasser mit reduzierter Temperatur an die EWG zurückgepumpt. Das war in der Vergangenheit nicht immer maximal effizient, denn die Rücklauftemperaturen waren teilweise zu hoch. Eine niedrige Rücklauftemperatur ist jedoch Voraussetzung dafür, dass zusätzliche Kunden angeschlossen werden können. Außerdem kann der Einsatz fossiler Brennstoffe massiv gesenkt werden, da weniger zugeheizt werden muss.
Unser technischer Partner Caverion hat uns dabei unterstützt, dieses Problem zu lösen. Durch die Optimierung der gebäudetechnischen Anlagen an nur einer gewerblich genutzten Liegenschaft konnten 287 MWh Energie eingespart und der CO2-Ausstoss um 68,7 Tonnen in knapp einem Jahr reduziert werden. Stand heute wurden weitere zehn optimiert, über eine davon berichtete kürzlich die Süddeutsche Zeitung. Ein Beispiel, das zeigt, wieviel Potenzial in der Effizienzsteigerung liegt.
Knapp jede siebte Wohnung wird in Deutschland mit Fernwärme versorgt5. Das Einsparpotential bei technischer Optimierung ist enorm und entlastet nicht nur die Kunden. Unter bestimmten Voraussetzungen profitieren Anbieter wie wir als EWG vom Förderprogramm BEW: Hier unterstützt der Bund die Dekarbonisierung bestehender Netze4/6.
An das Fernwärmenetz der Energie-Wende-Garching sind ca. 200 Gebäude angeschlossen. Jedes Gebäude bringt andere Voraussetzungen mit. Es greifen keine Standardlösungen, jedes Gebäude muss individuell betrachtet und optimiert werden. Nur mit technischer Expertise kann die grüne Wärmewende gelingen.
Quellen: 1 BMWK, 2 GEG, 3 Energieverbrauch in Deutschland, Bericht des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) aus dem Jahr 2021, 4 BMWK, 5 Test.de, 6 Bundesanzeiger, 7 STMWI Bayern, 8 Wärmewende durch Geothermie
Text: Beate Eichinger, Illustration: Thomas Hardtmann