Digitales Bauen_BIM_Digitalisierung Gebäude
Anett Klapproth,
23.09.2021
Digitalisierung

Win-win dank BIM-Twin

Building Information Modeling (BIM) ist der Schlüssel zur Digitalisierung von Planung, Bau und Betrieb zeitgemäßer Gebäude: In einer zentralen Instanz werden technische, organisatorische und kaufmännische Informationen zusammengeführt. Es entsteht ein digitaler Gebäudezwilling, der das Bauwerk über seinen gesamten Lebenszyklus begleitet.

Was BIM in der Praxis bedeutet …

… führt dem Betrachter unser neues Video im wahrsten Sinne des Wortes plastisch vor Augen: Auf seinem Tablet oder Smartphone kann ein Monteur vor Ort in anschaulicher, dreidimensionaler Darstellung sehen, wo er seine Anlagen installieren muss und wo die Leitungen und Kanäle der anderen Gewerke verlaufen.

Möglich wird dies durch Building Information Modeling (BIM). Bei dieser digitalen, vernetzten Planung werden physische und funktionale Merkmale eines Gebäudes in einer gemeinsamen Datenbasis zusammengeführt, die als „Single Source of Truth“ für alle Projektbeteiligten dient – von der technischen Konstruktion über die Bau- und Projektleiter*innen bis hin zu den kaufmännischen Fachabteilungen.

Ein solcher digitaler Gebäudezwilling ist heute keineswegs selbstverständlich, was gerade bei großen Bauprojekten oft zu Verzögerungen führt: Denn an ihnen planen und arbeiten eine Vielzahl an Beteiligten und Gewerken gleichzeitig. Dabei laufen unterschiedliche Pläne eher nebeneinander als miteinander. Dass eine Planänderung auch Auswirkungen auf andere Gewerke hat, merkt man oft erst, wenn es bei der Montage zu Konflikten kommt.

Was BIM heute kann …

… haben wir von Caverion schon gezeigt, zum Beispiel in einem Schulungszentrum, das komplett mit BIM geplant und umgesetzt wurde – auf einer Fläche von über 12.000 m², mit Lern- und Arbeitswelten, einem Konferenz- und Ausstellungsbereich, einer Cafeteria und einer Parkplatzanlage mit 94 Stellplätzen.

Das Schulungszentrum ist ein gutes Beispiel dafür, was moderne Gebäude als systemisch agierendes Ganzes heute leisten: Eine Photovoltaikanlage gehört ebenso zum Projekt wie Wärmepumpen, hocheffiziente Lüftungstechnik oder Zisternen zur Regenwassernutzung im Sanitärbereich. Der anlagentechnische Brandschutz umfasst hunderte Sprinklerköpfe. Dass ein derart komplexes und nachhaltig ausgelegtes Gesamtsystem nur durch eng verzahnte und zentralisierte Planung beherrschbar bleibt, mag jedem einleuchten.

Was BIM dem Kunden bringt …

… liegt ebenso auf der Hand: Er erhält ein leicht zu überblickendes Planungs- und Visualisierungs-Tool, das auch als Grundlage für die Umsetzung und Abrechnung dient. Das zentralisierte BIM-Gebäudemodell zeigt sofort, wo welche Leitung, welcher Kanal, welche Anlage später einmal installiert werden sollen, wo es Platzkonflikte geben könnte, was schon montiert ist und wie sich Planänderungen auf die umgebenden Gewerke und das Gesamtprojekt auswirken. Als Errichter der Anlagen ermöglicht das Gebäudemodell mit seinen Verknüpfungen zur kaufmännischen Abteilung schnellere Abrechnungsprozesse, Zeit- und Kostenrahmen in jeder Phase transparent.

Das von uns digital geplante Schulungsgebäude hat von der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB) eine Vorzertifizierung in Platin erhalten. Es entstand ein hocheffizientes Gebäude mit minimalem Energieverbrauch. Der digitale Gebäudezwilling schont also nicht zuletzt die Umwelt. Er fungiert nach der Fertigstellung weiter als umfassende und zentralisierte Dokumentation, die Betrieb und Wartung erleichtert und so einen dauerhaften Mehrwert für den Kunden bietet. BIM steigert nicht zuletzt die Reputation des Auftraggebers als innovatives Unternehmen.

Deutschland braucht mehr Digitalisierung – das gilt auch und vor allem in der Baubranche. Und es ist möglich, wie die Entwicklungen beim digitalen Planen und Bauen zeigen.

Über die Autorin

Anett  Klapproth
Anett Klapproth Teamleitung Design & Build

Text: Eva-Maria Beck, Illustration: Thomas Hardtmann