Dass das Ganze mehr ist als die Summe seiner Teile, sieht man oft dort, wo die Gebäudetechnik zusammengeführt wird: Aufwändige Sternverkabelung, überholte Analogtechnik und proprietäre Standards machen die Schaltschränke voluminöser und zahlreicher – aber die Wartung und Fehlersuche nicht unbedingt einfacher und billiger. Standardisierte Bustechnik spart Kupfer, Nerven und Geld.
… so scheint es zumindest manchmal in meinem Garten: Springbrunnenpumpe, Schaltuhr, LED-Beleuchtung, Verkabelung und FI-Schalter funktionieren tadellos – zumindest jeder für sich. Im Verbund erzeugen sie jedoch zuweilen, sogar in abgeschaltetem Zustand, Fehlerströme, die den Schutzmechanismus auslösen – und die Wohnung samt Home-Office-Rechner schwarzschalten. Wer solche Aussetzer schon einmal hatte, der weiß – Moment, ich muss mal zwischenspeichern –, wie schwierig es ist, hier den Schuldigen auszumachen.
Da kann man sich leicht vorstellen, vor welchen Problemen ein Gebäudetechniker steht, wenn er in einem oder mehreren Schaltschränken eine Störung finden und beheben muss. Häuser gibt es nun mal nicht vor der Stange. Sie sind Prototypen, die von vielen verschieden Zulieferern, Gewerken und Installationsbetrieben errichtet werden. Dabei wird nach wie vor sehr konservativ geplant und gebaut – und nicht selten ein wenig zu individuell: Jeder verlässt sich auf das eigene System, den eigenen „Standard“, die eigene Verkabelung – der Horizont endet am eigenen Tellerrand. Sterntopologie und analoge Sensorverbindungen führen zu stattlichen Kabelbäumen. Das freut die Kupferindustrie, die Hersteller von Klemmen, Verbindern und Schaltschränken. Die Umwelt freut es weniger, werden doch viel zu viel knappe Ressourcen verschwendet.
Die Dokumentation ist dabei nicht selten ebenso fragmentiert, wie die Technik selbst. Will man hier Komponenten austauschen, das System modernisieren oder Fehler finden, ist geradezu detektivisches Geschick gefordert. Unsere Techniker sind dafür ausgebildet. Sie beherrschen alle gängigen Standards: BACnet, EIB/KNX und weitere anwendungsspezifische Standards wie DALI, MODBUS und M-Bus. Der Technik- und Norm-Mischmasch in manchen Bestandsgebäuden treibt allerdings selbst unseren hochqualifizierten Mitarbeitern die Sorgenfalten auf die Stirn – und die Reparaturkosten nach oben.
… wenn man ihre Komplexität reduziert, das ist im Gebäude nicht anders. Fasst man Sensoren und Aktuatoren in einer standardisierten Bustechnologie zusammen, senkt das nicht nur den Klemmen- und Kupferbedarf. Ein gebäudeeinheitlicher Standard wie BACnet, der heute von nahezu allen Herstellern unterstützt wird, führt die Technik und Systeme verschiedener Fabrikate an einer zentralen Stelle zusammen. Das erleichtert die Fehlersuche, ermöglicht rationelle Fernwartung und sogar den Zugriff per mobilem Endgerät.
Wir von Caverion kennen die Probleme der unliebsamen Kabel- und Schaltschrank-Vermehrung aus der Praxis nur allzu gut. Deshalb setzen wir bei der Planung und Umrüstung in Absprache mit dem Bauherrn auf Digitalisierung und standardisierte Bussysteme. Das erhöht zwar manchmal den Aufwand bei der Planung, Ausführung und Koordination. Aber es spart Ressourcen und senkt Betriebskosten – und die machen, das weiß jeder Betreiber, mitunter das Gros des Gesamtaufwandes im Gebäude-Lebenszyklus aus.
Eine standardisierte, vollständig digitalisierte ganzheitlich geplante Gebäudeautomation bildet letztlich die Grundlage für weitere Integrationsschritte: Funkverbindungen und Cloud-Lösungen können mittel- bis langfristig viele Verkabelungen und lokale Steuer- und Regeleinheiten überflüssig machen. Software-Updates sind dann eine Frage von Minuten – und der Schaltschrank im Keller wird immer kleiner.
Text: Eva-Maria Beck, Illustration: Thomas Hardtmann